Letzten Donnerstag war das Hamburger Abendblatt gefühlt von vorne bis hinten mit Finnland gespickt. Gleich auf der ersten Seite in dem Artikel über unübersetzbare Worte von Thomas Andre, stach das finnische Wort poronkusema ins Auge. Herr Andre (oder Ella Frances Sanders, aus dessen Buch Lost in Translation die Wörter stammen) hat das ganz dezent als „Distanz die ein Rentier laufen kann, bevor es eine Pause braucht“ beschrieben.
Das finnische Wort ist aber in Wirklichkeit etwas direkter und bedeutet die Distanz die ein Rentier laufen kann bis es pissen muss… (angeblich ca. 7,5 km) Witzigerweise ist poronkusema genau das Wort das meiner Meinung nach unter den finnischen Wörtern im Buch In Other Words von Christopher Moore fehlte. (Siehe Artikel hier)
Da werde ich wohl noch Lost in Translation auf die Wunschliste schreiben!
Auf der letzten Zeitungsseite war das Foto ‚Cliffs of Kallur’ von Janne Kahila, der damit den Fotowettbewerb „Our world is beautiful“ gewann. Atemberaubend schön – solche Fotos erwecken Sehnsüchte die Welt zu entdecken.
Also, wir hatten was für’s Gehirn und für’s Auge. Fehlt nur noch der Bauch.
Und dafür wurde auch gesorgt mit einem Artikel über ein finnisches Burger Restaurant, Friends&Brgrs, das gerade oben in der Europa Passage aufmacht. Regionale Zutaten und ohne Zusatzstoffe. Hört sich alles sehr lecker an - den Chipotle Burger möchte ich schon probieren… J
http://friendsandbrgrs.com/de/
Heinrich von Berenberg, Chef des Berenberg Verlages, war zu Gast bei Slawski. In der Einleitung hat Matthias Neb uns schon vor diesem gefährlichen Mann gewarnt: kaum hat man eins seiner Bücher in der Hand, möchte man noch eins haben, und dann noch eins... Am liebsten alle.
Eins hatte ich schon im Sommer gelesen, Katie* von Christine Wunnicke und dieser schmale Band lohnt sich alleine wegen der unglaublich witzigen Sprache. Beim Lesen hatte ich permanent den Drang Formulierungen zu unterstreichen (tat es aber nicht, da ich aus irgendeinem Grund nicht in Bücher schreiben kann. Ich weiß selber nicht warum. Große Lust dazu hatte ich schon.)
Nora Bossong
Rotlicht
Hanser 2017, 235 Seiten
Wer das Wort Rotlicht liest, hat wahrscheinlich etwas leicht verruchtes, erotisches, vielleicht auch spannendes vor dem inneren Auge.
Hätte Nora Bossong ihr Buch „Die Frau als Ware“ benannt, würden diese drei Worte eher nicht in den Sinn kommen.
Rotlicht ist ein schonungsloser und nüchterner Blick hinter den Kulissen des Geschäftes mit dem Sex und nach dieser Lektüre sieht man, dass das Erotik-Geschäft alles andere als erotisch ist.
Dick Swaab
Wir sind unser Gehirn. Wie wir denken, leiden und lieben
Knaur 2013, 490 Seiten
Gehirn und Verhalten – was könnte interessanter sein?
Schließlich sind alle fesselnden Geschichten das Ergebnis verschiedenster Verhaltensmustern.
Der niederländischer Hirnforscher Dick Swaab hat eine Sammlung kurzer Beschreibungen aller möglichen Verhaltensweisen in einem Buch gesammelt. Dutzende Kapitel darüber wie das Gehirn sich schon im Mutterleib entwickelt (z.B. welchen Einfluss Hunger, Depression, Alkohol usw. in dieser Phase auf das spätere Leben des Kindes hat), sowie Pubertät, Verliebtheit, Sexualverhalten, Hormone, Bewusstsein, Depression, Sucht, Aggression, Autismus, Moralverhalten, Religion und Tod, sind nur einige Themen.
Sören Sieg
Die dünnen Jahre sind vorbei
Ullstein, 2016, 308 Seiten
Zugegeben, der Buchumschlag ist irgendwie doof, und im Buchladen hätte ich das Buch nicht mal angeschaut. Aber gut, dass Ralf es machte, weil der Kauf sich wirklich gelohnt hat. Auch wenn der Untertitel „So übersteht Mann die zweite Lebenshälfte“ ist, ist der Inhalt genauso passend für Frauen. Sogar unser 17-Jähriger hat die ersten 180 Seiten davon gelesen und fand es gut. Ich habe den Klaviertransporterwitz in der Einleitung gelesen, habe festgestellt, das beschreibt mein Leben, und las dann den Rest in mehr oder weniger einen Rutsch durch.
Im Herbst gibt es wieder jede Menge interessante Lesungen in Buchholz!
Sollten es hier noch weitere literarische Veranstaltungen geben die ich nicht erwähnt habe, würde ich mich über eine kurze Nachricht freuen!
Leute – IMMER etwas zum Lesen dabei haben, egal wo ihr hingeht!
Ich wollte nur kurz einen Autoreifen abholen der aufgezogen wurde, aber dann musste ich doch darauf warten. Nichts zum Lesen dabei und im Wartezimmer nur ein paar Zeitschriften. Wenn ich ein gutes Buch in der Tasche habe, macht mir das Warten nichts aus, aber diesmal war ich ziemlich erleichtert als der Reifen fertig war - und ich kann jetzt auch mit Sicherheit sagen, dass ich nicht mehr als 15 Minuten ‚Bunte‘ ertragen kann!
Letztes Jahr auf der Buchmesse habe ich die Fischer TaschenBibliothek entdeckt – eine ganze Reihe Bücher in Kleinformat, 9,3 x 14,5 cm - viele sind sogar gebunden - für € 8 – 14. Sie sind sehr schön gemacht und passen in die Handtasche, Aktentasche oder sogar in der Cargo Hose wenn’s nicht anders geht (obwohl - ein gebundenes Exemplar zieht die Hose vielleicht doch runter…?)
http://www.fischerverlage.de/buecher/reihen/fischer_taschenbibliothek/fitabi
Ari Turunen
Kann mir bitte jemand das Wasser reichen? Eine kurze Geschichte der Arroganz.
Übersetzung aus dem Finnischen von Gabriele Schrey-Vasara
Nagel & Kimche 2015, 200 Seiten
(Original: Ettekö te tiedä, kuka minä olen. Ylimielisyyden historiaa. 2010)
Äußerst unterhaltsame kurze Anekdoten und kleine Häppchen aus der Geschichte, über Länder, Firmen, Machthaber, Stars und mehr, von Enron bis Dschingis Khan (der übrigens im letzten Kapitel „Die Kunst der Demut“ erscheint.)
Die folgenden Zusammenfassungen habe ich direkt aus dem Buch entnommen, weil sie neugierig aufs Lesen machen…
Mauri Kunnas Ausstellung in der Stadtbücherei Buchholz
Wer einmal ein Buch von Mauri Kunnas durchgeblättert hat, versteht wieso er der beliebteste Kinderbuchautor in Finnland ist. Die liebevolle und lustige Illustrationen kombiniert mit humorvollen Texten machen Lust aufs Lesen und Vorlesen – und (wichtig!) - seine Bücher machen auch den Erwachsenen Spaß…
Eine Ausstellung in der Stadtbücherei Buchholz zeigt jetzt eine kleine Auswahl an Illustrationen von Mauri Kunnas.
Ausstellung: Stadtbücherei Buchholz, Kirchenstr. 6, 21244 Buchholz
Bis 01. Februar 2016
Diese genialen Karten habe ich bei der Buchhandlung Slawski in Buchholz entdeckt.
Die Künstlerin Katja Staats (Mopsblau Atelier in Buchholz) hat eine vernünftige Verwendung für ein altes Reclam Heftchen (Erläuterungen zu Günter Grass Die Blechtrommel) ausgedacht:
Mit Linolschnitt machte sie vier Tiermotive, die sie dann auf die Reclam Heft Seiten druckte.
Drei Motive habe ich gekauft (es gibt noch ein Reh), aber statt sie zu verschicken, kommen sie bei mir an die Wand oder ins Regal.
Ein schon vorhandener Rahmen, drei neue kleine Passepartouts dazu (ich habe schwarze benutzt aber bunte würden auch toll aussehen) und ein bisschen Zeit.
So sieht’s jetzt aus:
Meine Tante sagte mal, dass ab einem bestimmten Alter - keine Ahnung ab wann genau, aber der Punkt kommt – hat man mehr als genug „Zeug“ im Haus und freut sich am meisten über Sachen die man durch Gebrauch auch irgendwann wieder los wird: Einen guten Wein, Schokolade oder Tee, zum Beispiel.
Klar, gibt es Ausnahmen - Bücher kann man natürlich nie genug haben… J
Rolf Lappert (Autor von Pampa Blues der mit Joachim Król auch verfilmt wurde) las Ende November aus seinem neuen Roman Über den Winter.
Uta von der Buchhandlung Slawski beschreibt das Buch als „Familiengeschichte, Entwicklungsroman, und Heimatroman über die deutsche Provinz und die weniger spektakulären Stadtteile von Hamburg - Wilhelmsburg, Wandsbek usw.“
Hier die Kurzbeschreibung von der Hanser Seite:
Lennard Salm ist fünfzig und als Künstler weltweit durchaus erfolgreich. Als seine älteste Schwester stirbt, kehrt er zurück nach Hamburg und in die Familie, der er immer entkommen wollte. So schnell wie möglich will er wieder zurück in sein eigenes Leben. Aber was ist das, das eigene Leben? Salms jüngere Schwester Bille verliert ihren Job, sein Vater nähert sich immer schneller der Hilflosigkeit. Einen funkelnden Winter lang entdeckt Salm, dass niemand jemals alleine ist. Er lernt seine Eltern und Geschwister neu kennen. Rolf Lappert erzählt vom Wunder der kleinen Dinge und von dem, was heute Familie bedeutet. Jedes Detail leuchtet in diesem zarten, großen Familienroman.
Christiane, meine super klasse Schwägerin, wohnt bei Frankfurt und ist eine der wenigen Personen mit der ich in eine Buchhandlung gehen kann, ohne fürchten zu müssen, dass sie nach fünf
Minuten an meinem Ärmel zupft und fragt ob ich schon fertig wäre. Sie verbringt das ganze Wochenende mit mir auf der Buchmesse – wir gehen unsere separaten Wege und treffen uns alle zwei Stunden
zum Kaffee Trinken oder Essen und das funktioniert seit mehreren Jahren wunderbar.
Sigismund Krzyżanowski
Der Club der Buchstabenmörder
Dörlemann 2015, 220 Seiten
Aus dem Russischen von Dorothea Trottenberg
Bis Oktober hatte ich nie von Sigismund Krzyżanowski gehört, aber auf der Buchmesse stach mir der Slawische Name in Kombination mit dem rätselhaften Titel Der Club der Buchstabenmörder ins Auge. Zielstrebig hin, Buch durchgeblättert, ein bisschen drin gelesen, Titel aufgeschrieben, Liebe auf dem ersten Blick sozusagen.
Auf der Suche nach einem 'Vorlese-Foto', fand ich das: Max und Indy im August 2014 :-)
Linda hat ihre drei Brüder eiligst nach Hause gerufen weil der Vater gestorben ist. Da liegt er nun, auf dem Tisch, und der Arzt darf erst gerufen werden wenn alles geklärt ist. Sie haben Angst um den Nachlass, Angst dass der Papa womöglich das Haus in Tessin an die Pflegerin vermacht hat.
Ein tristes Thema, würde man denken. Eins mit dem wir alle irgendwann konfrontiert werden. Warum hat das Publikum dann ununterbrochen geschmunzelt, gekichert, und gegackert während Karl-Heinz Ott die Dialoge seiner Charaktere vorlas? Um das herauszufinden, gibt es ja Die Auferstehung - zum kaufen, selber lesen und vor sich hin grinsen.
Joschi ist eigentlich Clochard, Jakob ist ein quirliger Fernsehmann, Uli Aussteiger irgendwo zwischen Karl Marx und verlottertem Mönch, und Linda, die Schwester, ist auch im Privatleben eine Macherin. Ihren Vater haben die vier kaum noch gesehen, seit der sein Testament dem „Schwein“ übergeben hat und sich von der „ungarischen Hure“ pflegen lässt. Jetzt ist er tot. Morgen früh wird das Testament eröffnet. Bis dahin muss das Erbe verteilt sein. Keiner verlässt das Haus. Karl-Heinz Ott erzählt brillant und mit großer Komik von dem, was eine Familie zusammenhält – und was sie auseinanderreißt. Verwandt fühlt sich keiner mehr, bis nach einer langen Nacht der Augenblick der Wahrheit kommt. (Text: Hanser)
Der Titel Die Auferstehung hat eine besondere Bedeutung am Ende, aber das hat Karl-Heinz Ott uns nicht verraten. Wäre ja schlecht fürs Geschäft wenn er uns die ganze Geschichte erzählen oder vorlesen würde… Wobei wir hätten noch viel länger zuhören können, so unterhaltsam war das Ganze.
Eine Leseprobe findet man auf der Hanser Seite:
http://www.hanser-literaturverlage.de/buch/die-auferstehung/978-3-446-24909-7/
Kristina Ohlsson
Sterntaler
Blanvalet, 542 Seiten
Deutsch (a.d. Schwedischen) von Susanne Dahmann
Eigentlich müsste ich es besser wissen. Ich sollte abends kein neues Buch anfangen wenn ich morgens früh aufstehen muss. Besonders keinen Krimi.
Und dann das Wochenende erst - nur noch ein Kapitel, dann gehe ich mit dem Hund raus.
Ich muss zugestehen, der Samstag fing noch schlimmer an: fünf Seiten noch, dann dusche ich mich.
Aufstehen, Kaffee machen, lesen. Man sieht wo meine Prioritäten liegen…
Also ja, das Buch ist spannend und gut geschrieben. Durchaus empfehlenswert! Geduscht habe ich in der Zwischenzeit aber schon.
Hier der Text vom Buchrücken:
Seit vielen Jahren hat die einst gefeierte Kinderbuchautorin Thea Aldrin mit niemandem mehr gesprochen. Doch jeden Samstag schickt ihr ein Fremder einen Strauß Blumen und eine Karte, auf der ein einziges Wort steht: Danke. Dann besucht eine Studentin sie im Pflegeheim – und verschwindet kurz darauf spurlos. Zwei Jahre später wird die Leiche der jungen Frau in einem Waldstück gefunden. Daneben: eine weitere Leiche, die schon deutlich länger tief in der Erde liegt. Und schließlich: eine dritte. Welches Geheimnis verschweigt die stumme Autorin?
Michael Köhlmeier
Umblättern und andere Obsessionen
Edition 5plus, 2015
Nummerierter und limitierter Auflage (6300 Exemplare)
Dieser schmale Band mit circa hundert Seiten unterhält mit Anekdoten über das Lesen und Aufwachsen in einer bibliophilen Familie, und ist sogar mit ein paar schockierenden Geständnissen gespickt! Ja gut, nichts im Vergleich zu dem was Johann Georg Tinius vor etwas über 200 Jahren machte (von ihm wird im Buch auch erzählt), aber trotzdem…
Die Lektüre ist wie eine kleine feine Vorspeise, die den Hunger auf mehr Lesen erweckt. Ein Lese-Häppchen.
Allerdings finde ich den Einband nicht besonders ästhetisch und die rote Schrift darauf ist schwer lesbar, auch wenn das eine Exklusivausgabe ist.
Innen ist das Buch dagegen sehr edel. (Und die inneren Werte zählen ja doch mehr…)
Umblättern und andere Obsessionen von Michael Köhlmeier ist erhältlich nur bei den 5plus Buchhandlungen:
Buchhandlung Klaus Bittner, Köln
Buchhandlung Dombrowsky, Regensburg
Buchhandlung Felix Jud, Hamburg
Buchhandlung Lehmkuhl, München
Buchhandlung Leporello, Wien
Buchhandlung Librium, Baden
Schleichers Buchhandlung / Kohlhaas & Company, Berlin
Buchhandlung zum Wetzstein, Freiburg
Ich konnte mich nicht entscheiden ob ich über den Poetry Slam am Samstag schreiben sollte oder nicht.
Auf einer Seite ist so eine Beschreibung, im Vergleich zum Live-Erlebnis, wie trockenes Toastbrot verglichen mit einem saftigen Schokoladen Käsekuchen. Oder wie ein YouTube Video gegenüber den Live-Auftritt des Lieblingssängers.
Andererseits möchte ich schon betonen wie toll es war,
damit diejenigen die zuhause geblieben sind um Süßigkeiten an potenzielle Trick-or-Treaters zu verteilen, das nächste Mal ihre Prioritäten überdenken können.
Kann man ein ganzes Land retten und gleichzeitig hoffnungslos verliebt sein?
Anton Stövers Ehe ist zerbrochen, seine Affären sind vorbei, als Wissenschaftler ist er in der Sackgasse. Er will in Rom über Antonio Gramsci, die prägende Gestalt des italienischen Kommunismus, forschen. Dort begegnet er einer jungen Frau, in die er sich obsessiv verliebt. Währenddessen beschäftigt er sich weiter mit der Vergangenheit: Der gebrechliche, fieberkranke Gramsci erholt sich in einem sowjetischen Sanatorium. Er soll Italien vor der Machtübernahme durch Mussolini bewahren, doch stattdessen verliebt er sich in eine russische Genossin. Nora Bossong erzählt mit feinem Sinn für das Absurde vom Konflikt zwischen den großen Gefühlen für einen Menschen und dem Kampf für eine große Sache. (Text: Hanser Webseite)
Die Abschnitte die Nora Bossong aus ihrem neuen Roman (36,9°) las, waren von einer trockenen Humor und leichter Ironie untermalt. Diese zierliche und elegante junge Autorin ist eine kluge und belesene Frau, die offensichtlich extrem viele Gedanken über die Welt macht. Die zahlreichen Fragen nach der Lesung - über Antonio Gramsci und wie sie darauf kam, sein Leben in eine Romanhandlung einzuweben - hat sie ausführlich und sehr eloquent beantwortet. Ein interessanter und lehrreicher Abend, nach dem ich zuhause noch lange über bestimmte philosophische Fragen sinnierte.
Abenteurer auf der Suche nach vergrabenen Goldschätzen auf tropischen Inseln, verzwickte Liebesgeschichten, ferne Länder und skurrile Gestalten.
Das waren die Zutaten für einen äußerst interessanten Abend mit dem Schriftsteller Alex Capus. Und die Geschichten waren nicht aus den Büchern von Robert Louis Stevenson, sondern von Alex Capus’ Reisen im Licht der Sterne, ein Roman über den berühmten Stevenson dessen eigenes Leben einem Abenteuerroman glich.
Der Abend selber war eine wahrhaftige Märchenstunde. Sie müssen sich einen ganzen Buchladen voller erwachsenen Menschen vorstellen, die alle wie gebannt auf den Schriftsteller lauschten während er uns in eine Welt vor 150 Jahren entführte. Wie der junge Schottische Schriftsteller Robert Louis Stevenson, ein hagerer, tuberkulös erkrankter Mann, auf seine Geschichten kam, sich in eine verheiratete amerikanische Frau verliebte, die zehn Jahre älter war als er, und wie er mit ihr nach Samoa reiste und lebte, bis er dort mit nur 44 Jahren verstarb. Robert Louis Stevenson war schon zu seinen Lebzeiten bekannt. Er war der Autor von weltberühmten Romanen wie Die Schatzinsel, Entführt und Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde.
Alex Capus erzählte flüssig, ohne Notizen und mit viel Humor. Reisen im Licht der Sterne (was für ein schöner Titel!) erschien zuerst 2005 und wurde gerade wieder als gebundener Roman herausgegeben.
Solche Geschichten und Bücher sind die wahren Schätze dieser Welt!
(Und das Beste: sie sind in jeder Buchhandlung erhältlich – man muss nicht mit klammen Fingern im kalten Wasser herumwühlen oder Sand in den Augen und Hosen beim buddeln bekommen…)
Fifteen men on the dead man’s chest –
…Yo-ho-ho and a bottle of rum!
Drink and the devil had done for the rest—
…Yo-ho-ho and a bottle of rum!
(from Treasure Island by Robert Louis Stevenson)
„Ein junger Mann mit Schmerzen zu sein, ist eine Ganztagsbeschäftigung.“ (Selbstporträt mit Flusspferd)
Ausverkauft und rappelvoll war die Lesung bei Slawski am 7. Mai als Arno Geiger zu Gast war. Er las aus seinem neuesten Roman Selbstporträt mit Flusspferd und erzählte von seinem Held, die Ideen hinter der Geschichte und über Zwergflusspferde.
Fredrika Wilhelmina Carstens
Der Efeu. Ein Briefroman
(Original: Murgrönan)
Übersetzt a.d. Finnlandschwedischen von Nadine Erler
Verlag 28 Eichen, 277 Seiten
Nachdem Nadine Erler die wichtigsten Werke von Minna Canth ins Deutsche übersetzt hatte, fing sie an, sich für den ersten Roman der in Finnland erschien, zu interessieren. Dieser war Murgrönanvon Fredrika Wilhelmina Carstens und wurde 1840 publiziert.
(F. Carstens hat das Buch auf Schwedisch geschrieben aber es wurde erst 2007 ins Finnische (Muratti) übersetzt!)
‚Lesung’ ist eigentlich ein viel zu zahmes Wort für einen Abend mit Michael Stavarič und seine Texte.
Wilde, intelligente Unterhaltung in einer lockeren, fast salonartigen Atmosphäre machen seine Lesungen einzigartig. Und wir im Norden können ja gar nicht genug bekommen – das war seine dritte Lesung hier innerhalb eines Jahres! (Siehe auch Berichte über seine Lesungen im Februar 2014 bei Slawski und im Juni 2014 auf der Rickmer Rickmers in Hamburg)
Diesmal war das Thema Literatur und Alkohol, und die Buchhandlung Slawski hat sich etwas (extra) Besonderes einfallen lassen. Es gab ein reichhaltiges Buffet inklusive Kaffee und Kuchen - so viel man essen konnte. Es gab Bier und Wein – so viel man trinken konnte (es gab allerdings auch eine Polizeikontrolle bei Holm-Seppensen mitten in der Nacht…Die war aber nicht von Slawski organisiert. Nehme ich mal an. Aber kein Problem; ich hatte einen Chauffeur für den Abend.)
Und es gab Musik und Tanzen bis zum nächsten Tag, mit unserem Schriftsteller als DJ.
Tomas Espedal
Gehen oder die Kunst, ein wildes und poetisches Leben zu führen
Matthes & Seitz Berlin 2011, 235 Seiten
Ein Mann verlässt seine Frau, sein Kind, sein Haus. Er beschließt zu gehen, das Leben eines Landstreichers zu führen, und macht sich auf den Weg, der ihn zu sich selbst bringen soll. Er scheitert, trinkt, beginnt von neuem. Den Leser nimmt er mit auf diese delirierenden, existenziellen und besessenen Reisen zu Fuß von Norwegen durch Deutschland nach Frankreich, nach Griechenland, durch ein Europa der Kunst, der Mythen, der Städte. Bestimmt vom Rhythmus des Gehens, von der Dunkelheit der Trunkenheit und der vollständigen physischen Erschöpfung, tritt er in Dialog mit Rousseau, Rimbaud, Satie, Giacometti, Heidegger und erlebt ein Abenteuer des Denkens: Mit nichts als sich selbst, ganz auf sich zurückgeworfen, was bleibt, wer ist man?
(Klappentext)
Mit Anzug, Hemd und Doc Martens oder richtige Wanderstiefel bekleidet, alleine oder mit einem Freund, immer gedanklich in Begleitung - und manchmal physisch auf direkten Spuren - von Dichtern, die alle schon gegangen sind.
Schreibend, rauchend, trinkend, und meistens ohne Zeitdruck unterwegs. Das Buch ist philosophisch und unterhaltsam, manchmal auch sehr komisch.
Und es macht mich rastlos…
Jürgen Neffe
Mehr als wir sind
C.Bertelsmann 2014, 413 pages
Was wäre wenn man nie mehr schlafen müsste und trotzdem voller Energie wäre?
Und wenn der Mittel dazu völlig harmlos wäre?
Ich denke, eine ganze Menge Menschen wären Bereit, ihn auszuprobieren.*
Wäre ich Coppki, würde ich mir nicht erlauben, seine Geschichte zu erzählen.
So fängt der Roman über Coppki an, erzählt von einem Biografen in einer fernen Zukunft in Deutschland (und dieser Roman wurde wiederum auch von einem Biografen geschrieben). Also, ist das ganze etwas verschachtelt. Auf jeden Fall philosophisch. Äußerst interessant zu lesen.
Museum der Arbeit
17. und 18. Januar 2015
Hier einige Eindrücke von der Messe. Ich versuchte, relativ unaufdringlich zu fotografieren, aber nächstes Jahr traue ich mich vielleicht näher dran...
Für Buch- und Kunstliebhaber ein Traum. Es gibt Bücher in Schubern – natürlich alles handgefertigt, Bücher mit handbemalten und beschriebenen Seiten, literarische Kunstobjekte, Kalligrafie, usw. Sachen die so schön sind oder wo so viel Arbeit drinsteckt, dass einem die Luft fast weg bleibt. Beeindruckend.
Aussteller Links findet man auf der BuchDruckKunst Webseite:
http://www.buchdruckkunst.de/aktuelles.html
Christoph Keese
Silicon Valley
Knaus 2014, 304 Seiten
„Alles was digitalisiert werden kann, wird digitalisiert.“ Carly Fiorina
Palo Alto, eine kleine Stadt circa fünfzig Kilometer südlich von San Francisco, ist das Zentrum von Silicon Valley, wo die mächtigsten Firmen dieser Welt ihren Sitz haben. Mit diesem Buch wurde mir wirklich klar, wie viel Macht Firmen wie Google und Apple haben, einfach durch die Information die sie über uns besitzen.
Christoph Keese hat sechs Monate in Palo Alto gelebt und ein Buch geschrieben, das eigentlich jeder lesen sollte – die Digitalisierung unserer Welt ist etwas das jedem von uns betrifft, egal was wir machen. Nach der Lektüre überlegt man wieso dieser Macht und gesammelter brainpower auf einem kleinen Fleck auf dieser Erde sitzt, warum Start-ups da bessere Chancen haben als hier, und was das alles für unsere Zukunft bedeutet.
Das Buch liest sich gut, es ist spannend und gibt viel ‚food for thought.’ Ich hatte Schwierigkeiten, mich davon loszureißen.
Danke Christiane!
Benjamin Lebert
Flug der Pelikane
KiWi 2010, 188 Seiten
Anton kommt nach New York City und lebt bei seinem Onkel Jimmy, der gar nicht sein Onkel ist. Er bekommt ein Zimmer und hilft im Diner (Jimmy’s Grill & Luncheonette – da möchte man unbedingt essen, z.B. ein üppiges Amerikanisches Frühstück mit Eiern und Speck…), lernt die anderen Mitarbeiter kennen sowie eine Menge über Alcatraz, das Gefängnis auf einer Insel bei San Francisco.
Secret Signs
Zeitgenössische Chinesische Kunst im Namen der Schrift
Deichtorhallen
Sammlung Falkenberg, Hamburg-Harburg
Bis 08. Februar 2015
Karen Köhler
Wir haben Raketen geangelt. Erzählungen
Hanser 2014, 238 Seiten
„Wie geht’s?“
„Gut.“
So antwortet man in den meisten Fällen - auch wenn es gar nicht stimmt und man am liebsten „beschissen“ sagen würde.
Wenn man ehrlich wäre.
Aber das wollen die wenigsten Menschen hören.
Nachdem wir verschiedene lustige Schilder und Anzeigen bei Bastian Sick sahen, fiel mir ein, dass wir auch ein Foto zum Thema haben. Ralf hat diese Speisekarte irgendwo
auf seiner Via Baltica Motorrad Tour in 2013 fotografiert. Wie man sieht, musste er auch lange darauf warten...
Benjamin Lebert
Mitternachtsweg
Hoffman & Campe 2014, 237 Seiten
Johannes Kielland ist ein junger Historiker und seit seiner Kindheit ein leidenschaftlicher Sammler von Berichten über
rätselhafte Begebenheiten. Nun wird eine der Geschichten, die er ausgegraben hat, plötzlich lebendig. Die Frau eines auf Sylt gestrandeten Toten wendet sich an ihn und erzählt ihm von Ereignissen
um eine mysteriöse Beziehung und einen obskuren Handschuh. Sie ist schön und geheimnisvoll, und erst einmal weiß Kielland nicht, ob er ihr trauen kann. Schon bald fällt es ihm jedoch immer
schwerer, sich ihrer Faszination zu entziehen. Er folgt ihren Spuren bis nach Sylt, dorthin, wo man sich Sagen und Legenden über das Meer und die Gezeiten erzählt. Aber je tiefer er in die
Geschichte eintaucht, umso mehr ergreift sie von ihm Besitz – und die Wahrheit, nach der er sucht, erscheint trügerisch. (Klappentext)
Wajdi Mouawad
Anima
Dtv 2014, 437 Seiten
Dieser Roman haut einen um. Der Protagonist unternimmt eine Odyssee nicht nur durch Kanada und USA, von Montréal bis New Mexico, sondern auch durch verschiedenen Kulturen und Arten zu leben, immer auf der Suche nach dem Mörder seiner Frau.
Unterwegs trifft er die gegensätzlichsten Menschen; grausame, abartige Typen, aber auch sehr warmherzige und hilfreiche Personen.
Die ganze Geschichte wird aus mehreren Perspektiven erzählt, nämlich von Graureihern, Bienen, Katzen, Pferde, einem Stinktier (die Kapitel gefiel mir!), und natürlich Hunden.
Es ist eine einzigartige Art eine Geschichte zu erzählen, und das Buch ist genial. Rau und teilweise brutal - aber kein klassischer Thriller.
Uwe-Christian Arnold
Letzte Hilfe. Ein Plädoyer für das selbstbestimmte Sterben
Rowohlt 2014, 216 Seiten
Selbstbestimmung darf nicht enden, wenn es um das Sterben geht. Dies ist das Credo des Berliner Arztes Uwe-Christian Arnold. Seit vielen Jahren begleitet er schwer leidende Menschen, die beschlossen haben, selbstbestimmt aus dem Leben zu gehen. Er kennt ihre Schicksale und ihre Motive. Dieses Buch ist ein Bericht aus erster Hand für alle, die sich über das heikle Thema Sterbehilfe eine Meinung bilden wollen. Ein leidenschaftliches Plädoyer für das Recht auf Letzte Hilfe. (Klappentext)
Deutsche Grammatik ist unterhaltsam. Zumindest wenn Bastian Sick darüber schreibt.
Am Samstag haben wir ihn live in Bremen erlebt und gleich am Anfang eine Menge Vogel-Wörter gehört. Erstaunlich wie
viele es in der Deutschen Sprache gibt! Schräge Vögel von der Rabenmutter bis zum Schmutzfink und dem Dreckspatz, Spatzenhirn, dumme Pute, die Etymologie von Pleitegeier (kommt eigentlich aus dem
Jiddischen „plejte gejer“ – jemand der Pleite ging), wie aus dem Ei gepellt, flügge werden, und, und, und…
Martin Olczak
Die Akademiemorde
(Aus dem Schwedischen von Gabriele Haefs)
btb 2014, 478 Seiten
Kann Literatur tödlich sein?
Fast unmöglich für mich ein Buch nicht zu kaufen wenn so etwas hinten drauf steht!
Ob es spannend war?
Sagen wir es so – ich hatte gestern Abend vor, die Hälfte des Buches zu lesen und danach zu schreiben. Geschrieben habe ich nichts weil ich das Buch erst um 00:30 zuklappte.
Finnland war ja dieses Jahr Gastland auf der Frankfurter Buchmesse und das Motto da war FINNLAND.COOL.
Es war alles sehr spannend auf der Messe, mit den ganzen Autoren, Events, Bücher usw. - aber noch cooler war, dass die Finnische Autorin, Selja Ahava, am 15. Oktober bei uns in Buchholz las.
Die Veranstaltung war in der Holmer Mühle und circa fünfzig Leute kamen hin, natürlich auch mehrere Finnen die sich freuten, Texte auf Finnisch hören zu dürfen.
Polen und Deutschland haben ca. 465 km gemeinsame Grenze und es sind weniger als vierhundert Kilometer von hier bis dahin. Trotzdem ist es erstaunlich, wie wenig wir manchmal von unserem Nachbarn wissen.
Aber wir hatten Glück; letzten Donnerstag hat Artur Becker, polnisch-deutscher Schriftsteller, geboren in Bartoszyce im polnischen Masuren (einer der schönsten Ecken Europas, wie er sagte) ein Stück Polen nach Buchholz gebracht als er in der Buchhandlung Slawski las.
Pasi Ilmari Jääskeläinen
Lauras Verschwinden im Schnee
(übersetzt aus dem Finnischen von Angela Plöger)
Aufbau Verlag 2014, 280 Seiten
Gerade habe ich dieses Buch (auf Finnisch) zum zweiten Mal gelesen und bin wieder/immer noch davon begeistert!
Ella wird das 10. Mitglied der berühmten Literaturgruppe, die von der beliebten Kinderbuchautorin Laura Hermelin vor Jahren gegründet wurde. Die anderen neun Mitglieder wurden schon als Kinder ausgewählt und sind mittlerweile selber erfolgreiche Autoren. Aber genau an dem Abend an dem Ella Laura kennen lernen sollte, bei einem großen Fest im Haus der Schriftstellerein, verschwindet Laura mitten auf der Treppe in einem Schneesturm der durch das Haus fegt.
Bald findet Ella heraus, dass es unter den Autoren der Gruppe ein seltsames Spiel gibt, mit dessen Hilfe man an Information kommt. Sie findet auch heraus, dass es schon früher ein zehntes Mitglied gab, aber keiner möchte über seinen Tod sprechen. Und was ist mit den seltsamen Änderungen in manchen Büchern? Und es hört nicht auf zu schneien. Der Schnee bedeckt, dämpft und isoliert vieles.
Die Realität fließt ganz natürlich ins Magische, und obwohl Jääskeläinen nicht alle Fragen beantwortet, ist das Ende doch sehr Clever.
Diese unterhaltsame Geschichte ist voll mit originellen, schrägen Charakteren von denen man nicht genug bekommen kann. (Ich würde mich sehr freuen sie alle in einem zweiten Roman wieder
zu treffen…)
Letzte Woche durfte ich einen außerordentlich interessanten Nachmittag bei der Buchhandlung Slawski verbringen als Frau Bluhm, die Verlagsvertreterin von Rowohlt, die Neuerscheinungen vorstellte. (Ein Buchvertreter kann entweder Freiberufler sein oder bei einem Verlag angestellt sein und ist eine Art Bindeglied zwischen den Verlagen und die Buchhändler.)
Einer der ersten Fragen die aufkommt wenn ich reise, ist natürlich: was nehme ich mit zum lesen?
Für die lange Zugreise nach München letzten Donnerstag, packte ich Dona Flor and Her Two Husbands von Jorge Amado (ich wollte ja etwas Brasilianisches lesen, wegen der Weltmeisterschaft da – wir haben alle unsere Art zum mitfiebern, nicht wahr?!) und Why Zebras Don’t Get Ulcers von Robert M. Sapolsky mit.
Dona Flor habe ich fast durch und kann es definitiv empfehlen. Beim anderen bin ich erst bei Seite 34.
Bücher über Bücher kann ich kaum widerstehen, egal für welches Alter sie geschrieben sind...
Leseliste
Bücher über den ersten Weltkrieg, vorgestellt von Matthias Neb
Bei 28° um 20:00 sitzen die meisten Leute draußen auf der Terrasse mit einem kühlen Bier.
Oder bei Slawski bei einem Vortrag über Bücher mit dem Thema Erster Weltkrieg! Auch mehrere Schüler waren heute dabei, und viele haben fleißig Buchtitel mitgeschrieben!
Das erste Buch handelte, witzigerweise, über eine Welt in dem es keinen ersten Weltkrieg gab... In Der Komet schreibt Hannes Stein eine Geschichte in dem die Bombe Franz Ferdinand nicht tötet. Er sagt I bin doch ned deppat, i fohr wieder z’haus - und wenn es keinen Ersten Weltkrieg, gibt es auch keinen Zweiten oder Kalten usw. und alles ist ganz anders.
Wer etwas verändern will, muss einen Sinn stiften.
- Hartmut Lange
Hartmut Lange erklärt Heidegger bei Slawski
Jedes Dasein ist grundlos geworfen und muss in dieser Geworfenheit dafür sorgen, dass es bleibt, was es ist, nämlich ein Sein, das sich die eigene Vorhandenheit nicht plausibel machen kann. (Heidegger)
Ich bin selber ein gutes Beispiel dafür, dass man Heidegger nicht kennen muss, um eine Lesung über ihn bei Slawski zu geniessen. Das hängt aber nicht von mir ab, sondern von dem Autor Hartmut Lange. Ich schätze es gibt wenige Menschen die es schaffen, mit diesem Thema ein Buchladen in einer Kleinstadt an einem Freitagabend zu füllen.
Leseempfehlung von Katja Staats
Buchhandlung Slawksi
Manuel Niedermeier
Durch frühen Morgennebel
2014 C.H. Beck, 219 Seiten
In Manuel Niedermeiers Romandebüt Durch frühen Morgennebel begibt sich der Leser auf eine Reise in unwegsame Gewässer. Erzählt wird von Clemens, der als Fotograf eine Expedition ins Polarmeer begleitet. Immer auf der Suche nach dem richtigen Moment – in der Tradition Cartier-Bretons – hält er die Stationen der Reise und das Leben an Bord fest. In diesem Zuge macht er die wohl einschneidendsten und furchtbarsten Bilder seines Lebens, die ihn an sich selbst zweifeln lassen. Er fotografiert John, der im Verlauf der Zeit auf dem Schiff zu seinem Freund geworden ist, als dieser ins Meer stürzt, unters Eis gezogen wird und stirbt, ohne ihm zu helfen.
Buchempfehlung von Katja Staats (Buchhandlung Slawski):
Selja Ahava
Der Tag an dem ein Wal durch London schwamm
übersetzt von Stefan Moster
Original: Eksyneen muistikirja
Die junge finnische Autorin Selja Ahava schafft mit Der Tag, an dem ein Wal durch London schwamm einen wunderbaren Roman über das Erinnern und Vergessen.
Anna, die Protagonistin, wächst in Finnland auf. Sie findet die Liebe ihres Lebens, Antti, ein Filmemacher, der sich auf die Dokumentation des Lebens von Wolfskindern spezialisiert hat, mit dem sie im Sommer auf einer kleinen Insel lebt. Anna und Antti sind glücklich, teilen gleiche Leidenschaften (z.B. das Schreiben von Listen), jedoch bekommen sie keine Kinder und ein Schicksalsschlag beendet ihre Beziehung und alles bisher Dagewesene von einer Sekunde auf die andere. Antti verunglückt tödlich bei einem Verkehrsunfall. Annas Welt gerät völlig aus den Fugen. Sie schafft es irgendwie sich wieder zu fangen und geht fort aus der Heimat. Fort von der Insel. Fort von der Trauer – um zu vergessen. Anna muss in Bewegung bleiben.
Leiche im Hamburger Fleet gefunden!
Endlich gibt es einen Grund sich über Mord und Totschlag in der Zeitung zu freuen!
Das Wissen der Krähen - Ein achtteiliger Kettenkrimi im Hamburger Abendblatt, immer donnerstags.
Es fängt schon gut an…
Wer ist diese Frau mit dem falschen Ausweis?
Wessen Schmuck bringt sie zum Pfandhaus?
Wer ist der mysteriöse Fremde?
Hier die online Ausgabe – damit die Freunde im Ausland (und Bayern) mitlesen können:
Auch schön – gleich vorlesen lassen:
http://www.abendblatt.de/video/brightcove-videos/article126499763/Das-Wissen-der-Kraehen-Teil-1.html
Kim Leine
Buchhandlung Slawski am 28.03.2014
Er denkt an Rousseau und an das Zitat von der Freiheit des Menschen, auf das Kirstine einmal angespielt hatte. Der Mensch ist frei geboren, und überall liegt er in Ketten! Gulliver ist auch an seinen Charakter gefesselt. Überall ist er derselbe, ihm fehlt es an der Fähigkeit, sich anzupassen. Deshalb wird er ständig in Probleme mit den Einwohnern der verschiedenen Handlungsorte verwickelt. So will er, Morten Falck, nicht werden, er will nicht in einer Form erstarren und schon früh alt werden. Diesen Beschluss fasst er jetzt, in der Postkutsche, die in nördlicher Richtung an der Bucht von Køge entlangfährt.
Leseempfehlung von Katja Staats
Buchhandlung Slawski, Buchholz
David Schalko
Knoi
Jung und Jung 2013
272 Seiten
David Schalkos Roman Knoi ist ein großartiger, sehr böse geschriebener Roman über menschliche Abgründe jeglicher Art.
Die Zwischenmenschlichkeit wird entblößt und in jedem Kapitel neu entworfen, bestehende Konstellationen werden verworfen und in Neubesetzungen vorgestellt. Das Schicksal schlägt an allen Orten gleichzeitig zu und nimmt verstörende und bizarre Formen an. Es zeigen sich Monster, Dämonen, Fabelgestalten, Märchenfiguren – und doch immer brutal real und gnadenlos überzeichnet.
Zaubersprüche, Isländische Tierlaute, skurrile Gesetze und blutige Mordsgedanken…
Der Stoff für einen äußerst unterhaltsamen Abend
Michael Stavarič las an zwei ausverkauften Abenden (13./14. Februar) bei der Buchhandlung Slawski und ich freute mich schon als er gleich am Anfang eine Art literarischen Salon versprach. Seine Arbeit ist vielfältig und sogar dieses Wort scheint eine Untertreibung zu sein. Erst stellte er drei seiner sechs Kinderbücher vor, um den Abend heiter und mild anzufangen, und so lernten wir gleich, dass Gaggalagu der isländische Tierlaut für den Hahn ist, wo er doch in Deutschland „kikeriki“ ruft. Danach las er aus Gloria nach Adam Riese - was einiges an Vorlese-Können verlangt – eine gute Übung nicht nur für Kinder…
BUCHDRUCKKUNST
9. Norddeutsche Handpressenmesse
Museum der Arbeit, Hamburg 2014
Diese kleine Messe ist für Buchliebhaber etwa wie ein edles Pralinengeschäft für einen Chocoholic. Handgemachte Bücher mit Leinen oder Leder Einbände die oft nur mit Baumwollhandschuhen angefasst werden dürfen, Bilder, Postkarten, Kalligraphie, Mini-Leporellos und vieles mehr. Schriftguss, Hand- und Maschinensatz, Buchdruck, Buchbinden, Fräsen von Holzbuchstaben, Klischeeherstellung am Klischograph werden alle im 1. OG von den Ehrenamtlichen der Graphischen Abteilung vorgeführt. Die niederländische Künstlerin Titi Zaadnoordijk hatte einen Stuhl neben ihrem Tisch mit einem Schild, darauf stand: Ein Liebesgedicht, geflüstert für dich. €1. Ein Mann saß gerade im Stuhl und die Künstlerin flüsterte in sein Ohr. Er sah zufrieden aus als er wieder aufstand.
Wahnsinnswerke wo auch immer man hinschaut. Es ist fast zu viel für mich. Auch Studenten vom HAW in Hamburg und von der Klasse BUCHkunst an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein zeigen ihre Werke hier.
Links zu den Buchkünstlern über die BuchDruckKunst Seite:
Und den Kalender für nächstes Jahr schon vormerken:
Die 10. Norddeutsche Handpressenmesse findet am 17. und 18. Januar 2015 statt.
Erstens bewundere ich sowieso jeden, der den Mut hat auf der Bühne zu stehen und seine Texte vorzutragen, aber das hier war Klasse. Der Club war ziemlich voll und wir standen eingequetscht irgendwo hinten und tranken Bier. Es gab: eine aufregende lustige Stimmung, kluge Texte enthusiastisch aber professionell vorgetragen und ein gutgelaunter schlagfertiger Moderator (Michel Abdollahi). Ich möchte nicht wissen wie lange man braucht um solche Texte zu schreiben und zu proben - da ist auch schauspielerische Leistung gefragt.
Gewonnen hat Allen Earnstyzz aus Berlin gegen Team Totale Zerstörung, Neurosenstolz und Le Poonie.
Ich will mehr davon! Sollte in Hamburg nicht zu schwer sein, hier gibt es scheinbar jede Woche den einen oder anderen Poetry Slam, vom €4 Eintritt beim Jägerschlacht im Grünen Jäger bis zum Best of im Ernst Deutsch Theater.