Olga Grjasnowa liest in Buchholz

Olga Grjasnowa signiert Bücher nach der Lesung bei Slawski
Olga Grjasnowa signiert Bücher nach der Lesung bei Slawski


Olga Grjasnowa las aus ihrem zweiten Roman Die juristische Unschärfe einer Ehe, eine Geschichte über Leyla und Altay, die miteinander verheiratet sind, und über Jonoun, die sich in Leyla verliebt.


Der Roman fängt mit Kapitel 0 an und beschreibt wie die Balletttänzerin Leyla im Gefängnis sitzt, nachdem sie an einem illegalen Autorennen in der Innenstadt teilgenommen hat.


In den folgenden 29 Kapiteln wird quasi Rückwärts gearbeitet und erzählt wie es dazu gekommen ist, und über ihre Zeit in Berlin. Dann folgen 29 Kapitel Vorwärts über das was danach passiert, hauptsächlich in Aserbaidschan.


„Eigentlich passiert nichts in dem Roman“ sagte die Autorin. „Drei Leute treffen sich und reisen in der Welt herum.“


Wirklich? Nein. Definitiv nicht ‚nichts’.

Das, was sie vorlas, war so fesselnd, am liebsten hätte man selbst gleich weiter gelesen. Die Szenen wo die chaotische Jonoun ‚vorübergehend’ bei Leyla und Altay einzieht und Altay’s Reaktionen darauf waren absolut herrlich, die Details teilweise zum schießen.

 

Die Zuhörer waren sehr interessiert an das Leben der jungen schönen Schriftstellerin und haben viele Fragen u.a. über ihr Studium gestellt, aber auch über Aserbaidschan. Sie beantwortete alle Fragen sehr offen und charmant und erzählte gerne über ihre Recherchen. Wie die Gesellschaft in Aserbaidschan von einer unvorstellbar reichen Oberschicht beherrscht wird, wie scheinbar nichts ohne Bestechung geht und, dass es tatsächlich solche Autorennen in Baku gibt, auch wenn Fußgänger hin und wieder dadurch sterben, aber es nicht so wild ist – nach dem Motto, es waren ja eh nur arme Schlucker. Wie sie im Buch die Menschen beschreibt, die etwas ziellos sind. Die einen, weil sie durch ihrem immensen Reichtum alles haben und sehen können und nichts machen müssen, was dazu führt, dass sie abgestumpft werden und nichts mehr reizen kann. Die Anderen, weil sie keine Chance haben weiterzukommen, die Mittel zur Bestechung nicht besitzen und keinen Ausweg finden. Die meisten weil sie sich mit dem System abfinden – wie die Mehrzahl der Menschen es gewöhnlich überall auf der Welt tun.

 

Olga Grjasnowa’s Beobachtungsgabe ist enorm und es gibt unzählige kleine Details im Text die die Szenen so richtig bunt und lebendig machen.


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