Zaubersprüche, Isländische Tierlaute, skurrile Gesetze und blutige Mordsgedanken…
Der Stoff für einen äußerst unterhaltsamen Abend
Michael Stavarič las an zwei ausverkauften Abenden (13./14. Februar) bei der Buchhandlung Slawski und ich freute mich schon als er gleich am Anfang eine Art literarischen Salon versprach. Seine Arbeit ist vielfältig und sogar dieses Wort scheint eine Untertreibung zu sein. Erst stellte er drei seiner sechs Kinderbücher vor, um den Abend heiter und mild anzufangen, und so lernten wir gleich, dass Gaggalagu der isländische Tierlaut für den Hahn ist, wo er doch in Deutschland „kikeriki“ ruft. Danach las er aus Gloria nach Adam Riese - was einiges an Vorlese-Können verlangt – eine gute Übung nicht nur für Kinder…
“ein Schwung Beleuchtung, Nilpferddung,
die Bergrettung,
eine Palette Amulette, violette Skelette,
brünette Crevetten, Klarinetten, Omeletten,
Tabletten, Pipetten, Letten mit Picknickdecken,
eine Legion Klatschmohn, Bonbons, Grammophons
(und Lampions)
ein Klub voller Ahornsirup,
eine Sippe Missgeschicke,
ein Auflauf obendrauf,
…“
Und so weiter und so weiter, Seitenweise.
Als letztes gab es Anatomie für Kinder mit Hier gibt es Löwen in dem ein Riese sein ganzes Körper bemalen lässt, bevor er laute unglaubliche wundersame Anekdoten aus Europa, eine Litanei vorlas. Déjà-vu mit Pocahontas war wieder im anderen Stil, angelehnt an Arno Schmidt (den ich noch nicht gelesen habe – auf die Liste schreiben…) Zwischendurch hat er über Etymologie gesprochen, z.B. wie sich das Wort Schmetterling (und auch butterfly auf Englisch) aus dem slawischen entwickelte. Und Onomatopoesie (Lautmalerei) erklärt. Man hätte den ganzen Abend nur mit solchen Sprachlichen Eigenarten verbringen können!
Michael Stavarič hat offensichtlich Spaß mit der Sprache und kann damit umgehen wie ein Zauberer. Er ist schräg (das Wort ist, aus meinem Stift, immer positiv gemeint) und intelligent, sein Schreibstil ist weder zimperlich noch gehemmt. Ich glaube, es ist nicht einfach zu sagen oder zu schreiben was man wirklich denkt.
Nach der Pause wurde es etwas düsterer, teilweise sogar ziemlich blutig. Er las aus Brenntage, und dann eine Passage wo eine Frau ihren Liebhaber erzählt wie er ihren Ehemann zu töten hat aus Böses Spiel und eine Szene aus Königreich der Schatten wo Rosi die Internationale Fleischereifachmesse in Leipzig besucht und wo einiges wirklich sehr bildlich beschrieben wird aber
mit rabenschwarzem Humor. Den habe ich am Ende der Lesung gekauft und bin darauf sehr gespannt, vor allem weil es wohl sehr schwierig ist, das Buch zu beschreiben. Alle seiner Bücher
eigentlich…
Es war ein anregender, spannender literarisch/sprachlicher Abend ganz nach meinem Geschmack.
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